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Spuren und Eindrücke2009

Lullin+Ferrari, Zürich
29. August bis 17. Oktober 2009
Gruppenausstellung Anna Amadio, Franziska Furter und Edit Oderbolz

Der Titel der Ausstellung Spuren und Eindrücke weist auf einen wichtigen Aspekt aller Arbeiten der Künstlerinnen hin: Sie erfordern ein Publikum, das sich auf die Werke behutsam einlässt, sich Zeit nimmt, um die visuellen Spuren und Eindrücke zu entziffern und seine Schlüsse ... mehr

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Spuren und Eindrücke2009

Lullin+Ferrari, Zürich
29. August bis 17. Oktober 2009
Gruppenausstellung Anna Amadio, Franziska Furter und Edit Oderbolz

Der Titel der Ausstellung Spuren und Eindrücke weist auf einen wichtigen Aspekt aller Arbeiten der Künstlerinnen hin: Sie erfordern ein Publikum, das sich auf die Werke behutsam einlässt, sich Zeit nimmt, um die visuellen Spuren und Eindrücke zu entziffern und seine Schlüsse zu ziehen. Alle drei Kunstschaffenden hinterfragen unsere Sehgewohnheiten. Sie rütteln an Vorgefasstem, sei dies mit räumlichen Interventionen, filigranen Zeichnungen oder grossformatigen Papierarbeiten.

 

..Anna Amadio schuf für die Ausstellung drei neue grossformatige Arbeiten auf Papier. Die Zeichnungen folgen einem künstlerischen Verfahren, das die Künstlerin im Jahr 2003 entwickelte und in drei früheren Bildserien anwandte. Zunächst hält Anna Amadio mit härtendem Holzleim auf Papier eine reliefartige Vorlage aus ihrem reichen photographischen Bilderfundus fest. Diese Matrize überdeckt sie, nachdem der Leim getrocknet ist, mit einem zweiten Blatt Papier. Darauf beginnt sie mit Farbstiften zu zeichnen. Durch die Erhebungen des Leims zeichnet sich als Frottage die mit dem Leim realisierte Unterzeichnung auf dem Papier ab. Mit Spuren von Farbstiftbündel bringt Anna Amadio die Unterzeichnung zum Vorschein. Die eigentliche Darstellung verschwindet beinahe im kräftigen Zeichengestus und scheint lediglich als Spur auf dem Papier auf.

 

Diese Methode ermöglicht Anna Amadio, eine Vielzahl von Informationen und Überlagerungen auf dem Papier festzuhalten. Die parallele Linienführung erzielt sie durch einen Rechen mit mehreren Farbstiften. Die vibrierende Farbigkeit und der Rhythmus fangen die Energie der Künstlerin ein: Das Publikum vermag im Verlauf der Linienbündel ihre Bewegungen im Arbeitsprozess nachzuverfolgen. Schemenhaft lassen sich auf den Zeichnungen Inhalte erkennen. Auf allen drei Zeichnungen tritt eine maskierte Figur in Clownunterwäsche auf, die gleichzeitig sowohl als Alter Ego der Künstlerin, aber auch als ihre Gegenspielerin bezeichnet werden kann. In Sitzen und Warten sitzt die Gestalt in einem Tempel und schaut in die Höhe, verrenkt in ihrem gestreiften Ganzkörperkleid ihre Beine. In Sprechen türmt sich die Maskierte vor einer Venusskulptur auf und scheint ihr Paroli bieten zu wollen. In Schreiben kauert das Wesen an einem Tischchen und beobachtet eine schreibende Frau. Diese Motive lassen sich nur bruchstückhaft erkennen, denn Anna Amadio hat die unterlegten Darstellungen so lange abgerieben, bis sie nahtlos und gleichwertig in die Struktur der Zeichnung eingegangen sind. Die Ornament-Strukturen der Leimmatrizen treten in den Zeichnungen durch die Frottage stark hervor und unterlaufen das Identifizieren und Dechiffrieren der Motive. Das konzeptuelle künstlerische Verfahren von Anna Amadio besitzt Momente des Zufalls, die sie bewusst anstrebt..

 

Text Etienne Lullin

 

Fotografien Galerie Lullin+Ferrari, Zürich

Spuren und Eindrücke

Spuren und Eindrücke |2009

Sprechen

Sprechen |2009 |Frottage, Farbstift auf Papier |145.5 x 210 cm [H B T]

Spuren und Eindrücke
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