Balloon Frame1995
Kunsthalle Basel
22. Januar bis 27. August
Ballon Frame: Künstlerprojekt von Bruno Bürgin/Christian Schoch
Ein Objekt aus fast nichts, die doch den ganzen Raum ausfüllt. Ein Gebilde, in dem sich Materialität und Volumen, Monumentalität und Transparenz aufheben. Anna Amadio hat Polyäthylen Folie mit Schweisstechnik so verarbeitet, dass ein den Abmessungen nach gewaltiges und zugleich l ... mehr
Bildergalerie +Balloon Frame1995
Kunsthalle Basel
22. Januar bis 27. August
Ballon Frame: Künstlerprojekt von Bruno Bürgin/Christian Schoch
Ein Objekt aus fast nichts, die doch den ganzen Raum ausfüllt. Ein Gebilde, in dem sich Materialität und Volumen, Monumentalität und Transparenz aufheben. Anna Amadio hat Polyäthylen Folie mit Schweisstechnik so verarbeitet, dass ein den Abmessungen nach gewaltiges und zugleich leichtes und stilles Werk entstanden ist. Ein längsrechteckiger, an den Seiten stromlinienförmig abgerundeter Körper mit einer Ausbuchtung auf der dem Betrachter zugewandten Seite und einem komplexen Innenleben hat sich im Ballon Frame niedergelassen. Die fünf amorphen Formen im Inneren des Körpers erscheinen wie lebenswichtige Organe, die das Werk wie „ein gestrandetes Wesen aus helleren Gegenden“ im Raum ruhen lassen.
Die dünne Haut fängt das Licht ein und gibt der Folie eine materielle Substanz. Auf jede Veränderung der Licht- oder Raumsituation reagiert das Objekt sensibel, wird einmal zu einem soliden Körper oder scheint sich fast aufzulösen. Beim Umschreiten des Werks ergeben sich ständig neue Ansichten und Perspektiven, und tritt man nahe an die Haut heran, scheint man sich plötzlich im Inneren der Luftblase zu befinden. Das eigentliche gestalterische Material ist Luft, ohne das die Polyäthylen Folie wie eine leere Hülle in sich zusammenfallen würde. Das Gewicht der Folie zieht den Luftkörper nach unten, und doch scheint das Gebilde fast zu schweben, immer kurz davor, wie ein Ballon langsam nach oben zu steigen und den ewigen Traum vom Fliegen zu verwirklichen. „Die Luft einfangen und sie trotzdem bitten, einem das Fliegen beizubringen“, hat Amadio die ersehnte Verbindung von technisch Machbarem und dem Unmöglichen beschrieben. Anna Amadio hat den Raumkörper in den Balloon Frame platziert, der wiederum von einem proportional ähnlich dimensionierten Raum umgeben wird.
Das Objekt selbst scheint von architektonischen Situationen inspiriert zu sein: von schlauchartigen Gängen, klaustrophobisch engen oder lichten, auf allen Seiten offenen Räumen. „Die Arbeit erzählt von Plätzen oder Räumen, die zwischen einem bekannten und noch unbekannten, oder vergessenen Ort liegen“. Der sanfte Körper verweigert sich dennoch der Solidität und Permanenz gebauter Architektur und weist statt dessen auf unbestimmte Gedankengebäude und Phantasiearchitekturen. Amadio hat der Erinnerung eine sich verflüchtigende Leichtigkeit gegeben, in der sich „Freundschaft und Zeitlosigkeit“ verbindet.
Am Projekt „Balloon Frame“ eingeladene Künstlerinnen und Künstler:
Heinrich Lüber, Denise Lasagni, Glen Seator, Lorenz Hersberger/Daniela Keiser, Beat Zoderer, Rirkrit Tiravanija, Stefan Altenburger, Leta Peer
Text Christoph Grunenberg
Fotografie Volker Naumann
Luftobjekt Nummer 18 |1995 |Polyäthylen |300 x 350 x 650 cm [H B T]